
So gelingt der erste Schritt zum Abnehmen

von Lisa Urban
03.03.2025, 16:39 Uhr
03. März 2025 um 16:39 Uhr
Adipositas-Betroffene kämpfen häufig mit körperlichen und seelischen Beschwerden. Der Welt-Adipositas-Tag setzt sich für Aufklärung und bessere Unterstützung ein. Professor Dr. Matthias Blüher verrät, was dir beim Abnehmen helfen kann.
Rund ein Viertel der Menschen in Deutschland leiden laut des Robert-Koch-Instituts unter Adipositas, einer Form von starkem Übergewicht.
Ein weiteres Problem sind die seelischen Folgen für Betroffene durch Stigmatisierung und fehlende Aufklärung.
Viele Menschen sind sich laut dem Krankenhaus Nordwest den komplexen Ursachen der Adipositas und der Schwere der Erkrankung nicht bewusst, was zu Vorurteilen gegenüber Adipositas-Erkrankten führt.
Im Jahr 2015 hat die World Obesity Federation daher den Welt-Adipositas-Tag ins Leben gerufen. Ziel dieses Tages, der jährlich am 4. März stattfindet, ist es, Bewusstsein für die Krankheit zu schaffen und Aufmerksamkeit sowie Hilfsangebote für die Betroffenen zu generieren.
In Deutschland wird derzeit vom Gemeinsamen Bundesausschuss an einem Behandlungsprogramm für Adipositas gearbeitet, das dabei helfen soll, gesellschaftliche Ursachen der Krankheit aufzuarbeiten und Betroffenen eine bessere Versorgung und Behandlung zu ermöglichen.
Was den ersten Schritt erleichtern kann
Professor Dr. Matthias Blüher ist Endokrinologe, Diabetologe und Leiter der Adipositas-Ambulanz für Erwachsene der Universitätsmedizin Leipzig. Er kann verstehen, wieso der erste Schritt für die Betroffenen oft so schwer ist.
„Viele Menschen mit starkem Übergewicht haben eine Vielzahl von Diäten und Gewichts-Jojo hinter sich, bis sie Hilfe in einer Arztpraxis suchen“, so der Experte.
Dennoch lohnt es sich. „Verschiedene Studien zeigen, dass jedes Kilo weniger auf der Waage tatsächlich die Risiken für viele Folgeerkrankungen reduziert“, so Prof. Dr. Blüher weiter.
Des Weiteren verbessere sich auch die körperliche Leistungsfähigkeit und die psychische Befindlichkeit.
Ein Besuch bei der Hausärztin oder dem Hausarzt ist ratsam, um weitere Krankheiten als Ursache für starkes Übergewicht auszuschließen und eine Behandlung zu erarbeiten.
Außerdem kann bei medizinischen Untersuchungen festgestellt werden, ob Blutwerte erhöht sind und wie das genrelle persönliche Risiko einzuschätzen ist.
Die alleinige Betrachtung einzelner Faktoren wie dem Gewicht oder des Body-Mass-Index (BMI) könne hier laut der Universitätsmedizin Leipzig nämlich oft nur ungenaue Diagnosen liefern, da auch die Muskelmasse, die individuelle Fettverteilung und Vorerkrankungen eine wesentliche Rolle spielten.
Auch eine Ernährungsberatung kann in Absprache mit Ärztin oder Arzt eine sinnvolle Maßnahme sein.
Betroffene bestimmter chronischer Erkrankungen, wie der Adipositas, qualifizieren sich laut §43 des 5. Sozialgesetzbuchs (SGB V) für die Kostenübernahme einer solchen Ernährungsberatung durch die gesetzlichen Krankenkassen.
Bei privaten Krankenkassen kann es abweichende Regelungen geben.
„Auch wenn das Thema Abnehmen medial sehr präsent ist, kursieren viele Diät-Mythen. Menschen mit Übergewicht müssen mehr über die komplexen Ursachen ihrer Krankheit lernen und verstehen, welche Rolle der Energiestoffwechsel, die Nährstoffe, Sättigungsmechanismen oder auch der Lebensstil spielt. Dies ist die Basis einer erfolgreichen Therapie“, erklärt Prof. Dr. Blüher.
Was sonst noch helfen kann
Digitale Anwendungen wie Gesundheits-Apps könnten seiner Meinung nach Betroffenen dabei helfen, das individuelle Ess- und Bewegungsverhalten besser im Blick zu behalten.
„So können Zeitlücken zwischen den analogen Behandlungsterminen bzw. -gesprächen mit dem medizinischen Fachpersonal ideal kompensiert werden“, meint Prof. Dr. Blüher.
Einige dieser Apps werden als offizielles Medizinprodukt geführt. Das führt dazu, dass die Ärztin oder der Arzt diese App verschreiben kann und alle gesetzlichen Krankenkassen die Kosten der Anwendung vollständig übernehmen.
Auch hier bietet es sich daher an, dass die behandelnde Ärztin oder den Arzt direkt darauf anzusprechen, ob Gesundheitsanwendungen dieser Art hilfreich sein könnten.
Ergänzend kann auch die Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe sinnvoll sein, um sich mit anderen Betroffenen auszutauschen und sich gegenseitig zu unterstützen.
Eine Verabredung zu einem gemeinsamen, gesunden Kochabend oder einem schönen Spaziergang in der Sonne tut sowohl dem Körper, als auch dem Geist gut.